Gedanken zum Islam
Gedanken und Aussagen zum Islam

Sure 57 Vers 27
Christliche Mönche im Spiegel des Koran

Von Prof. Dr. Alexander D. Knysh, University of Michigan, USA
"Und wir legten in die Herzen derer, die sich (ihm) [Jesus, dem Sohn der Maria,] anschlossen, Milde und Barmherzigkeit. Das Mönchtum, das wir ihnen nicht auferlegt hatten, haben sie erfunden (oder erneuert) und befolgt mit dem Ziel, Gottes Wohlgefallen zu erlangen. Doch hielten sie es nicht richtig ein. - Und wir gaben denjenigen von ihnen, die glaubten, ihren Lohn. Aber viele von ihnen waren Frevler."
Zum einen sagt der Koran (5:82), Christen stünden Gläubigen in Liebe am nächsten, weil es unter ihnen Priester und Mönche gebe. Zum anderen wirft der Koran Christen und auch Juden vor, sie hätten sich ihre Mönche und Gelehrten an Stelle Gottes zu ihren Herren genommen. (9:31) Insbesondere die Christen hätten mit Jesus, dem Sohn der Maria, so verfahren.
Sure 9 Vers 34 besagt sogar: "Viele von den Gelehrten und Mönchen bringen die Leute in betrügerischer Weise um ihr Vermögen und halten vom Wege Gottes ab.
Von Anfang an ging es bei den Debatten der Koran-Kommentatoren über den zu Beginn der Sendung zitierten Vers um den genauen Wortlaut. Frühe Korankommentatoren und viele christliche Islamgelehrte sprachen sich dafür aus, der Aufzählung in dem Satz das Wort Mönchtum hinzuzufügen. Demnach solle der Vers wie folgt gelesen werden: "Und wir legten in die Herzen derer, die sich (ihm) [Jesus, dem Sohn der Maria,] anschlossen, Milde, Barmherzigkeit und Mönchtum."
Vor allem ein monastischer Brauch galt als anstößig: das Zölibat. Muslimische Gelehrte kennzeichneten es oft als unselige "Abweichung" von jener Praxis des Mönchtums, die die eingangs zitierte Koranstelle im Wesentlichen für legitim erachtet.
Trotz der koranischen Bedenken wurden die Mönche zum Vorbild für diverse asketisch und mystisch eingestellte Muslime. Diese entwickelten eine spezielle islamische Fassung des christlichen Mönchtums und wurden bekannt unter der Bezeichnung: "Sufis".
Man kann also sagen, die anti-monastische Interpretation der ambivalenten Koranaussagen zu Mönchtum und Mönchen konnte nicht verhindern, dass manche Muslime bestimmte Elemente davon übernahmen - freilich erst, nachdem sie sie gründlich islamisiert hatten.


Quelle: Deutschlandfunk.de


© infos-sachsen / letzte Änderung: - 17.04.2024 - 17:08